Bürgermeister
Matthias Möllers wurde bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 zum Bürgermeister der Gemeinde Altenbeken gewählt.
Nach seiner Ausbildung (1999 - 2002) bei der Stadt Münster zum Diplom-Verwaltungsbetriebswirt wurde der vierfache Familienvater 2013 Kämmerer bei der Stadt Verl. 2016 folgte der Wechsel zur Stadt Herford, wo er bis zu seinem Amtsantritt in Altenbeken Kämmerer und Beigeordneter war. Zu seinen Stellvertretern wählte der Rat der Gemeinde Altenbeken Anton Göllner (CDU) und Thomas Nied (B90/Grüne).
Bürgermeister-Sprechstunde
Einmal monatlich lade ich Sie herzlich ein, sich mit Ihrem Anliegen persönlich an mich zu wenden. Die Termine für die Gespräche werden in meinem Vorzimmer koordiniert. Melden Sie sich also im Bedarfsfall telefonisch unter 05255 1200-11 oder per Mail brgrmstrltnbknd und Sie erhalten einen Termin.
Die Auswirkungen eins Nationalparks für die Gemeinde Altenbeken
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
nur noch wenige Tage, dann werden Sie gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern in den Kreisen Paderborn und Höxter darüber abstimmen, ob sich die Kreise mit den Forstgebieten des Landes Nordrhein-Westfalen um die Ausweisung eines Nationalparks Egge bewerben sollen.
In den vergangenen Wochen und Monaten wurden viele Argumente für und gegen die Einrichtung eines Nationalparks vorgebracht. Beide Seiten haben dabei leidenschaftlich ihre Standpunkte vertreten, manchmal jedoch auch deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Ich nehme wahr, dass die stark ideologisch geprägte öffentliche Debatte bei vielen Menschen
für Unsicherheit und Argwohn sorgt. Eine neutrale Moderation dieser Diskussionen hat bedauerlicherweise gefehlt, und hier hätte ich insbesondere das Land NRW in der Pflicht gesehen. Leider hat man sich aber in Düsseldorf darauf beschränkt, lediglich das Ziel eines zweiten Nationalparks auszurufen. Danach hat man sich zurückgelehnt und die Regionen um Bewerbungen gebeten.
Mein Eindruck ist, dass viele Menschen immer noch nicht wissen, worüber sie eigentlich genau abstimmen. Es wäre hilfreich gewesen, ein konkretes Konzept für einen Nationalpark zu skizzieren. Nun würde man aber gewissermaßen die Katze im Sack kaufen. Ich vermute, genau dies war auch der Grund dafür, dass andere Regionen in NRW sich nicht um den Nationalpark bewerben wollen.
Im Kreis Paderborn liegt diese wichtige Entscheidung nun in der Hand der Bürgerinnen und Bürger, was ich als Bürgermeister der Gemeinde Altenbeken grundsätzlich begrüße. Es ist gut und richtig, dass Sie direkt mitbestimmen können, wie sich unsere Heimat entwickeln soll. Im Vorfeld der Abstimmung haben sich viele Fragen aufgetan, und über die möglichen Auswirkungen – sowohl positive als auch negative – gibt es derzeit nur Annahmen. Bei der bevorstehenden Abstimmung kommt es nun darauf an, wie jeder Einzelne seine persönliche Betroffenheit einschätzt und welchen Annahmen für die zukünftige Entwicklung
er oder sie eher folgen mag. Es ist wichtig, dass Sie sich gut informieren und Ihre Entscheidung auf Grundlage der besten verfügbaren Informationen treffen.
Nach der Informationsveranstaltung des Kreises Paderborn am 06. Mai 2024 möchte ich als Ihr Bürgermeister die aus meiner Sicht zu erwartenden Auswirkungen eines möglichen Nationalparks für unsere Gemeinde Altenbeken zusammenfassen. Ich empfehle daher, bei Ihrer Entscheidung insbesondere die folgenden Punkte zu berücksichtigen, zu denen ich hier meine persönliche Einschätzung gebe:
Naturschutz
Die vom möglichen Nationalpark betroffenen Bereiche im Gebiet der Gemeinde Altenbeken stehen bereits unter Naturschutz. Trotzdem können diese Flächen aktuell zu einem Großteil noch aktiv bewirtschaftet und für die Forstwirtschaft genutzt werden. Ein Nationalpark verfolgt jedoch einen anderen Ansatz: Der größte Teil seiner Flächen soll aus der Nutzung genommen und sich selbst überlassen werden. Somit würde in Sachen Naturschutz nochmal ein etwas höheres Level erreicht, auch wenn die angedachte Nationalpark-Kulisse mit ihrem eher länglichen und teilweise sehr schmalen Zuschnitt vielleicht nicht unbedingt dem Idealbild eines Nationalparks entspricht.
Klimaschutz
Hier streiten sich die Geister. Ein gesunder Wald hat sicherlich positive Auswirkungen auf das Klima, indem Bäume CO2 und Wasser binden. Darüber hinaus kann ein gesunder und intakter Waldboden langfristig zusätzliches CO2 aufnehmen. Gegner argumentieren, dass die CO2-Bindung bei wirtschaftlich genutztem Holz länger und somit vorteilhafter als die Bindung im Boden sei. Verbaut in einem Dachstuhl oder einem Möbelstück sei das CO2 länger gebunden als in einem Baum, der am Ende seines Lebens im Nationalpark verbleibt und dort einfach verrottet. Dies setzt allerdings voraus, dass das Holz aus der Egge möglichst regional und konsequent für genau diese Zwecke genutzt wird. Ob nun ein Nationalpark besser oder schlechter für den Klimaschutz ist, kann man aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend beantworten.
Walderhalt
Die Egge ist derzeit offensichtlich vom Klimawandel gezeichnet. Befürworter eines Nationalparks führen an, dass sich auf Dauer in einem sich selbst überlassenen Wald die am besten angepassten Baumarten von allein durchsetzen werden. Gegner halten dem entgegen, dass gezielt von Menschenhand gepflanzte klimaresiliente Bäume viel schneller zu einem gesunden Wald führen. Bei der Bewertung dieser Ansätze kommt es vor allem auf den zeitlichen Horizont an und ist zudem eine ideologische Frage.
Naturerlebnis
Die vom möglichen Nationalpark betroffenen Bereiche im Gebiet der Gemeinde Altenbeken stehen bereits unter Naturschutz. Trotzdem können diese Flächen aktuell zu einem Großteil noch aktiv bewirtschaftet und für die Forstwirtschaft genutzt werden. Ein Nationalpark verfolgt jedoch einen anderen Ansatz: Der größte Teil seiner Flächen soll aus der Nutzung genommen und sich selbst überlassen werden. Somit würde in Sachen Naturschutz nochmal ein etwas höheres Level erreicht, auch wenn die angedachte Nationalpark-Kulisse mit ihrem eher länglichen und teilweise sehr schmalen Zuschnitt vielleicht nicht unbedingt dem Idealbild eines Nationalparks entspricht.
Wandern
Da in einem Nationalpark großflächige, möglichst zusammenhängende Wildnisgebiete (Kernzonen) entstehen sollen, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt, ist damit zu rechnen, dass durchaus bestehende Wanderwege zurückgenommen werden. Demgegenüber darf erwartet werden, dass die verbleibenden Wanderwege eine Aufwertung für die touristische Nutzung erfahren. Hier könnte eine verbesserte Wanderinfrastruktur entstehen. Auch barrierefreie Wege oder Mountainbike-Strecken sind denkbar. Geregelt wird das Ganze in einem Wegekonzept, an dessen Erarbeitung auch die Gemeinde beteiligt werden dürfte. In einem Nationalpark gibt es ein Wegegebot, d.h. die Wanderwege dürfen nicht verlassen werden. Gleiches gilt im derzeitigen Naturschutzgebiet bereits heute schon. Ein generelles Betretungsverbot sowie eine Umzäunung des Waldes sind nicht zu erwarten.
Forstwirtschaft
In einem Nationalpark gibt es keinen Holzeinschlag. Die regionale Forstwirtschaft befürchtet den Entfall oder die Verlagerung von Arbeitsplätzen. Das entfallene Holz müsste woanders herkommen. Das erscheint grundsätzlich möglich, dürfte aber negative Auswirkungen auf die Preise haben. Wie hoch die Verluste für die Forstwirtschaft auf Dauer wären, ist schwer zu beziffern. Absehbar ist aber, dass die regionale Forstwirtschaft der größte Verlierer eines Nationalparks wäre.
Landwirtschaft & Jagd
Landwirte befürchten, dass zukünftig Pufferzonen um den Nationalpark herum eingerichtet werden könnten, wodurch Nutzungseinschränkungen und somit Verluste für die Bewirtschaftung angrenzender Flächen entstehen könnten. Tatsächlich sind derartige Pufferzonen aktuell gesetzlich nicht vorgesehen. Außerdem bestehen Bedenken hinsichtlich Wildfraß und Wildschäden. Der Jagdbetrieb wird in einem Nationalpark durch ein sogenanntes Wildtiermanagement ersetzt. Ob bzw. in welchem Maße es zu derartigen Schäden kommt, hängt vom Wildtiermanagement eines möglichen Nationalparks ab. Die Regulierung der Wildtierbestände findet vornehmlich zum Schutz der den Nationalpark umgebenden Kulturlandschaft statt. Dabei werden Wildtiere und ihre Lebensräume in Anlehnung an natürliche Mechanismen gemanagt. Die herkömmliche Trophäenjagd, die klassische Hege oder die Regulation der Wildtierbestände zur Erreichung waldbaulicher Ziele spielt in einem Nationalpark keine Rolle.
Windkraft
In einem Nationalpark sind keine Windenergieanlagen zulässig. In der Gemeinde Altenbeken sind alle potenziellen Nationalparkflächen schon heute Naturschutzgebiete, in denen nach aktueller Rechtslage ebenfalls keine Windenergieanlagen gebaut werden können. Die Windkraft-Betreiber fürchten jedoch, dass aus Artenschutzgründen Pufferzonen eingerichtet werden, wodurch auch auf angrenzenden Flächen Einschränkungen für die Windkraft eintreten könnten.
Tourismus & Gastronomie
Das Label „Nationalpark“ hat grundsätzlich ein positives Image, das sich gut vermarkten lässt. Dementsprechend bieten sich Chancen für Tourismus und Gastronomie. In welchem Maße diese Branchen profitieren, hängt sehr stark von der Ausgestaltung eines Nationalparks ab, insbesondere von Investitionen in die touristische Infrastruktur oder auch den ÖPNV. Konkrete Pläne dazu sind leider noch nicht bekannt.
Sonstiges Gewerbe
Für andere Wirtschaftszweige sehe ich keine wesentlichen Auswirkungen. Eventuell könnte ein Nationalpark mit seinem positiven Image hilfreich sein, Fachkräfte in die Region zu locken bzw. hier zu halten, insbesondere dann, wenn wie im Folgenden dargestellt in die Infrastruktur investiert wird.
Infrastruktur
Ein Nationalpark könnte Investitionen in die Infrastruktur in der Region fördern, z.B. direkt durch Investitionen des Landes oder indirekt durch Fördermittel. Es ist durchaus vorstellbar, dass z.B. in den ÖPNV oder sonstige Verkehrswege investiert wird, dazu wie bereits oben erwähnt in die touristische Infrastruktur. Konkrete Aussagen dazu bleibt das Land aber bisher schuldig.
Wasserversorgung
Es werden mittel- bis langfristig erschwerte Bedingungen für die Wassergewinnung bzw. den -transport in einem Nationalpark erwartet, insbesondere was den Neubau von Brunnen oder Leitungen angeht. Zunächst dürften alle bereits vorhandenen Anlagen Bestandsschutz genießen.
Stadtentwicklung
Negative Auswirkungen für die Entwicklung von Gewerbeflächen oder Siedlungen sehe ich für die Gemeinde Altenbeken nicht. Schon jetzt sind die Ortsteile von Landschaftsschutz bzw. Naturschutzgebieten umgeben. Die im Regionalplan vorgesehenen Reserveflächen fürdie Gemeinde Altenbeken liegen abseits der Nationalpark-Kulisse. Sollte der Nationalpark, wie oben dargestellt, Investitionen in die Infrastruktur zur Folge haben, würde sich dies eher positiv auf die Entwicklung der Ortsteile auswirken.
Finanzielle Auswirkungen
Wie oben aufgeführt, werden einige Branchen positive, andere jedoch auch negative finanzielle Auswirkungen spüren. Das hängt stark von der weiteren Entwicklung eines Nationalparks bzw. der rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Für die Gemeinde sind zunächst keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen zu erwarten.
Liebe Bürgerinnen und Bürger
ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich mit meiner eigenen subjektiven Darstellung keine Wahlempfehlung geben möchte. Ich respektiere, dass es sich um eine Volksabstimmung handelt und ich selbst nur eine Stimme habe. Ich finde es richtig, dass sich zu diesem Thema alle Bürgerinnen und Bürger einbringen können und niemand bevormundet wird. Daher möchte ich Sie alle ermuntern, an der Abstimmung teilzunehmen. Nur so haben wir als direkte Anwohnerinnen und Anwohner die Möglichkeit, Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen und nur so erhält die lokale Politik ein klares Stimmungsbild, um im
Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu handeln.
Für den Fall, dass die Abstimmung am Ende für die Bewerbung um den Nationalpark spricht, werde ich mich dafür einsetzen, dass ein bestmögliches Konzept entwickelt wird und die im Vorfeld befürchteten Nachteile eines Nationalparks möglichst klein gehalten werden. Sollte die Entscheidung gegen den Nationalpark ausfallen, erwarte ich hingegen, dass das Thema endgültig abgeschlossen ist und auch die Befürworter diese Entscheidung akzeptieren.
Herzlichst,
Ihr Bürgermeister
Matthias Möllers